Fußball-WM 2022 in Katar
Das Märchen der CO2-Neutralität von Katar
Der Wunsch, ein nachhaltigeres Fußballturnier auszurichten, ist nicht neu. Vor zwei Jahren versprachen Katar und die FIFA, das erste CO2-neutrale Turnier der Geschichte auszurichten. Die Skepsis, ob dieses Versprechen in einem Wüstenland, das seinen Reichtum fossilen Brennstoffen verdankt, überhaupt realisierbar ist, war von Anfang an groß – und erwies sich letzten Endes als berechtigt. Tatsächlich hat die WM in Katar über 70 Prozent mehr CO2 ausgestoßen als die WM in Russland vier Jahre zuvor. Der Ausstoß von 3,6 Millionen Tonnen CO2 entspricht fast dem jährlichen Ausstoß von Namibia. Ob diese CO2-Emissionen vollständig kompensiert wurden, ist unklar. Die Schweizer Werbeaufsicht kam nach einer Klage von Umweltorganisationen aus mehreren Ländern zu dem Schluss, dass die WM in Katar nicht CO2-neutral war.
Welttournee "Music of the Spheres"
Die nachhaltige Welttournee von Coldplay
Dass es durchaus möglich ist, Großveranstaltungen nachhaltiger zu gestalten, hat Coldplay mit ihrer Welttournee “Music of the Spheres” bewiesen. Die britische Rockband hat sich mehrere Lösungen einfallen lassen, um den CO2-Ausstoß ihrer Konzerte um 59 % zu reduzieren. Dies gelang unter anderem durch das Pflanzen eines Baumes für jeden Besucher, den Transport aller Güter mit Elektrofahrzeugen und die Nutzung von Solarenergie. Auch die Konzertbesucher wurden in die nachhaltige Gestaltung der Veranstaltung mit einbezogen. Durch eine kinetische Tanzfläche und Powerbikes konnten sie Energie erzeugen, die während der Show genutzt wurde.
Fußball-EM 2024 in Deutschland
Nachhaltigkeitsziele bei der Fußball-EM 2024
Ob die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ein ebenso nachhaltiger Erfolg wird wie die Coldplay-Tournee? Das bleibt abzuwarten. Die Vorbereitungen der Organisatoren stimmen jedenfalls zuversichtlich: Rund 100 Maßnahmen sind für die EM vorgesehen. Für die 17. Auflage des Turniers wurden z. B. keine neuen Stadien gebaut, sondern die bestehenden nachhaltiger gestaltet, unter anderem durch die Ausstattung mit LED-Beleuchtung, wassersparenden Toiletten und Solarzellen auf dem Dach. Und auch der diesjährige EM-Ball besteht aus nachhaltigeren Materialien als seine Vorgänger.
Dem umweltbelastendsten Aspekt der EM, dem Transport der Mannschaften und rund 14 Millionen Fans, wurde besonders viel Beachtung geschenkt. Die Anreise mit dem ÖPNV wird gefördert und ist während des Turniers günstiger oder sogar kostenlos. Um die Reiseaktivitäten möglichst niedrig zu halten, wurden für die Vorrunde regionale Cluster gebildet, in denen die Teams aus einer Vorrundengruppe spielen sollen. Zudem haben einige Stadien die Anzahl an Parkplätzen deutlich reduziert und die Parkgebühr angehoben. Diese Kombination an Maßnahmen soll die Fans anhalten, möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.
Einen weiteren großen Aspekt stellt der extra eingerichtete Klimafonds da, in den die UEFA 25 Euro pro ausgestoßene Tonne CO2 einzahlen muss. Mit dem Geld sollen Nachhaltigkeitsprojekte von deutschen Amateurfußballmannschaften finanziert werden.
Ob die Fußball-Europameisterschaft 2024 tatsächlich das nachhaltigste Turnier aller Zeiten wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist es eine positive Entwicklung, dass das Thema Nachhaltigkeit bei der Organisation von Großveranstaltungen immer mehr Beachtung findet.